- alt werden ist nichts für Feiglinge -
Die 2. Geschichte
"Frauen, Ehen und andere Katastrophen"
....... Sein Name ist Paul, sein Spitzname natürlich. Im richtigen Leben heißt er Klaus-Dieter Brummer, kürzer KDB. Nichtzu verwechseln mit dem KGB. Den soll es ja wohl nicht mehr geben, jedenfallsnicht unter diesem Namen.
Den Paul gibt es aber noch, steinalt zwar, in der ostsächsischen Einöde, am Waldrand. Er fühlt sich im Moment nicht so recht wohl, körperlich, wie geistig, nicht geistlich. Grund genug, sich was einfallen zu lassen, um die ihm noch verbleibende Zeit totzuschlagen.
Manche behaupten, er sei ein Frauenfeind. Dem ist aber nicht so. Wahr ist, mit seiner körperlichen Konstitution ist nicht mehr viel anzufangen, was Frauen betrifft.
Und daß Frauen katastrophale Situationen schaffen können, bleibt mal unter uns. Das heißt im Klartext, kommt mal aufs Papier. Natürlich schaffen dasselbe auch Männer, aber wir bleiben vorerst bei Frauen. Das hat seine Gründe, nämlich den Titel der Geschichte.
Paul war zweimal verheiratet.
Der erste Versuch ging fast auf den Tag genau nach 4 Jahren schon in die Hosen. Es lohnt sich aber, darüber zu berichten, denn es ist ja ein Bestandteil von Pauls Leben. Ein kurzer zwar, aber nicht ohne tiefere Bedeutung.
Und so begann alles.
Er kannte sie, die Helene, aber nicht die aus Krasnojarsk, die so berückend singen kann, sondern die aus Grottenstadt, schon seit der 11. Klasse. Suche bitte Grottenstadt nicht auf dem Navi, eher bei Erwin Strittmatter.
Das Abi war ein Jahr später geschafft, der Kumpel ging mit Zustimmung seiner Eltern nach Westberlin, damals bedurfte es nur einer Fahrkarte der Deutschen Reichsbahn für 8 Pfennig/km.
Damit konnte man nicht nur nach Berlin fahren, sondern sich auch mit der S-Bahn
in ganz Berlin herumkutschieren lassen. Die S-Bahn gehörte der Reichsbahn.
Deswegen hieß sie auch den ganzen Sozialismus über Deutsche Reichsbahn, damit sie ihren Anspruch auf die S-Bahn nicht einbüßt. Man hätte sie nicht schadlos in Deutsche Demokratische Bahn umbenennen können. Die "Sowjetische Militäradministration" hat das 1945 so entschieden und das war gut so.
Die Liebe mit B1 hatte also ein jähes Ende. Helenchen ging in die Carl-Zeiss-Stadt an die Ingenieurschule gleichen Namens und wurde schon 1960, mit 20 Jahren zur frischbackenen feinmechanisch-optischen Ingenieurin gekürt.
Paul ging nach dem Abi zur NVA in die märkische Sandwüste und so verlor man sich halt aus den Augen.
Aber 1958 war der märkisch-sandige "Ehrendienst", wie man damals zu sagen pflegte, beendet. Man sah sich wieder, erkannte sich natürlich, ging zusammen in Kino und Theater, damals machte man so was noch, fuhr auch gemeinsam mit Fahrrädern an den Hohenwarthe-Stausee, lebte ein paar Tage in einem winzigen Zelt, in dem man nur liegen, allenfalls sitzen konnte und da knallte es natürlich nach kurzer Zeit.
Der Hohenwarthe-Stausee staut die Saale, nicht zu verwechseln mit dem Pumpspeicherwerk in Niederwartha, das pumpt nämlich die Elbe nach oben und wurde schon in den Endzwanzigern gebaut.